Das Herz geöffnet
„Mach die Augen zu und richte deine Wahrnehmung auf die Füße“ fordert Kübler. Dabei soll ich mich einfach auf das Rauschen des Wassers konzentrieren, das untern durch fließt. „Von innen her wirst Du eine Kraft spüren, die langsam stärker wird“ sagt sie mit ruhiger Stimme. „Spürst du schon ein Kribbeln in den Füssen?“ „Nein“- „Dann helfe ich mit meiner Medialität kurz nach.“ Sie nennt dies „Herzöffnungsarbeit“.
Mi t der rechten Hand kreist sie langsam vor meiner Brust, auf der Höhe des Herzens, ohne mich zu berühren. Und tatsächlich: Es beginnt in meinen Füssen zu kribbeln – wenn auch nur ein wenig. „So, jetzt ist es offen“, sagt sie nach einigen Sekunden. „Es beginnt zu arbeiten.“
Wir setzen den Spazierganz fort. Kübler erzählt, wie sie zu ihrer Hellfühligkeit kam: Von Beruf Kreditspezialistin, arbeitet sie seit elf Jahren bei einer Bank in Zürich. Zurzeit noch mit einem 60-Prozent –Pensum. „Ich habe Karriere gemacht, wie viele andere auch“, sagt sie. Dabei habe sie eine innere Unruhe verspürt. „In der Nacht konnte ich nicht schlafen – auch wenn ich noch so müde war.“
Damals habe sie ihr wahres Zuhause gesucht. Kübler findet trotz langer Suche die Ruhe nicht. „Der Druck wurde immer stärker, sodass ich schließlich selbst den Sinn hinter dem Essen nicht mehr sah.“ An einem Freitagabend nahm das Schicksal seinen Lauf: „Von einem Spaziergang kam ich nach Hause, saß auf einem Stuhl, schaute nach oben und sagte: „Heilige Mutter, wenn das der Weg sein soll, der mir auferlegt wurde, dann muss ich sagen: Stopp – so nicht!“, erinnert sich Kübler, als wäre es gestern gewesen.
Das war vor zehn Jahren. „In diesem Moment kam aus dem Nichts etwas wie ein Strahl von oben, der für Frieden in meinem Herzen sorgte.“ Von einer Sekunde auf die andere habe das Ihr Leben verändert. „Ich wurde durch einen Kreuzweg zum Zugang geführt, wo es zum energetischen Körper geht“ sagt Kübler. Auch wenn sie von ihren Eltern (Mutter Spanierin, der Vater Italiener) streng katholisch erzogen wurde, habe das, was sie heute tue, nichts mit Religion zu tun. Das gesamte Wochenende verbrachte sie in einer Leere. „Ich konnte nicht mehr denken, aber war dennoch zufrieden“. Am Montag als sie bei einer Besprechung ein Arbeitskollege am Arm berührte, sei aus ihr nur noch Wärme gekommen. „Als ob jemand bei einer Flasche den Zapfen rausgezogen hat.“ Ihre Herzliebe will sie von da an mit anderen teilen. Seit dreieinhalb Jahren begleitet sie Menschen und Tiere auf Ihrem Lebensweg.